„Unangebracht“ findet die Stadtratsfraktion Weblinks auf der offiziellen Internetseite der Universität zu Organisationen mit rechtsextremen Hintergrund …
Erlanger Nachrichten vom 18.10.2012:
Internetauftritt der Universität sorgt für Ärger
Grüne Liste und SPD kritisieren Link der Friedrich-Alexander-Universität auf Erlanger Burschenschaft Frankonia
 Ein Link auf der Internetseite der Erlanger  Universität sorgt für  gewaltigen  Ärger. Über die Rubrik „Seiten von Studierenden  für  Studierende“ kann man  auf die Erlanger Burschenschaft Frankonia   gelangen — eine Verbindung,  die nach der Meinung der Grünen  Liste (GL)  „enge Kontakte zur Neonazi-  Szene“ pflegt. Der Link müsse  deshalb,  so die GL, entfernt werden. 
   ERLANGEN — Uni-Präsident Karl-Dieter Grüske lehnt diese Forderung  ab:  Es seien keine erkennbaren rechtswidrigen Inhalte zu sehen. Er sagt.  „Die Universität ist keine Maulkorbbehörde.“  Die Universität, so  Grüske weiter, könne nicht prüfen, ob einzelne Mitglieder   möglicherweise an rechtswidrigen  Aktivitäten außerhalb des  Web-Auftrittes beteiligt sind. Die Universität  übe keine Zensur aus.  Das widerspreche  dem „hohen Gut der Meinungsfreiheit“.  Wolfgang  Winkler, Stadtrat der Grünen, findet diese Haltung  „peinlich“. Er  kritisiert die Verlinkung,  weil es — so Winkler — personelle   Überschneidungen zwischen der Burschenschaft und der rechtsextremen   Szene gebe. Seine Fraktionskollegin  Pierette Herzberger-Fofana kann  auch Grüskes Argument, es gehe um die Meinungsfreiheit, nicht folgen:  „Das Problem ist, dass die Universität durch die Verlinkung auf ihrer  Homepage  ungewollt die Verbreitung neonazistischen  Gedankengutes  fördert.“ 
 
 Schaden für die Stadt? 
   SPD-Stadtrat Wolfgang Vogel argumentiert  ähnlich: „Bei den geringsten  Zweifeln schadet so ein Link auch dem Ansehen der Stadt.“ Vogel bekommt  Unterstützung von Bürgermeisterin  Elisabeth Preuß (FDP): „Eines ist  ganz klar, schon nach fünf Minuten im Internet findet man Hinweise  auf  starke Rechtslastigkeit, die allerdings einige Jahre alt sind. Das  heißt, man muss jetzt prüfen, ob es dafür  aktuelle Belege gibt. Wenn dies so wäre, sollte der Stadtrat eine  eindeutige  Empfehlung an die Universität  abgeben, den Link von der  FAU-Webseite  zu nehmen.“  Darüber soll in der nächsten  Stadtratssitzung  diskutiert werden. Stadtrat  Mehmet Sapmaz (CSU)  meint, er verstehe nicht, dass sich Uni-Präsident  Grüske in dieser  Frage so schwer tue. Sapmaz hofft auf ein  einstimmiges  Signal des Stadtrates, in dem die Empfehlung des  Kommunalparlamentes  formuliert werde, dass die Uni den Link von ihre  Internetseite wegnimmt.
   Die Position der CSU-Fraktion steht noch  nicht fest. „Wir müssen das erst noch mit den Kollegen besprechen“,   meint Vorsitzender Peter Ruthe, der allerdings „Zweifel“, äußert, ob es die Aufgabe eines Stadtparlamentes  ist, andere Internetseiten zu prüfen.
    In eine vergleichbare Richtung hat auch Oberbürgermeister Siegfried  Balleis  gesprochen. „Die Stadt“, so der OB, sollte sich nicht „in die  inneren Belangeder Universität einmischen.“  RALF H. KOHLSCHREIBER 
Stadtratsantrag der Grünen Liste:
Auf der offiziellen Internetseite der Universität (uni-erlangen.de) sind unter der Rubrik „Von Studierenden für Studierende“  verschiedene Erlanger Verbindungen / Korporationen verlinkt, so auch die Erlanger Burschenschaft Frankonia. 
Abgesehen von der Frage, ob das Weltbild von Studentenverbindungen mit dem einer weltoffenen Universität vereinbar ist, irritiert uns besonders der Hinweis auf die Burschenschaft Frankonia. Bekanntermaßen pflegt sie enge Kontakte zur Neonazi-Szene. Auch personelle Überschneidungen zwischen dieser Burschenschaft und der rechtsextremen Szene – z. B. dem „Freien Netz Süd“ – sind belegt und sicherlich auch der Universitätsleitung bekannt. Auf diesen Sachverhalt wird im Zusammenhang mit der Verlinkung auf der Webseite aber nicht hingewiesen. 
Auf diesen Umstand wurde die Universitätsleitung von der Grünen Liste und auch von anderen Organisationen bereits im Januar hingewiesen und gebeten, diese Verlinkung aufzuheben. Die Leitung der Universität ist dazu jedoch nicht bereit, wie sie in einem Schreiben mitteilt: „Eine Universität ist weder eine Zensur- noch Überwachungsbehörde“, führt Prof. Dr. Karl-Dieter Grüske in diesem Brief aus. „Die Forderung, einzelnen Gruppen oder Personen die öffentliche Meinungsäußerung pauschal zu verbieten oder zu erschweren, verträgt sich nicht mit diesem Anspruch“, so Grüske weiter.
Gerade in einer Stadt, die der „Europäischen Städte-Koalition gegen Rassismus“ beigetreten ist, das „Bündnis für Demokratie und Toleranz“ des Gräfenberger Bürgerforums unterstützt und in der „Bayerischen Koalition von Städten gegen Rechtsextremismus“ aktiv ist, finden wir Links, die immer auch als Empfehlung verstanden werden, zu rechtsextrem orientieren Organisationen unangebracht. Außerdem können wir der Argumentation von Prof. Dr. Karl-Dieter Grüske für die Beibehaltung der Verlinkung nicht folgen. Wieso sollte anderenfalls eine freie Meinungsäußerung verhindert werden? Hier steht höchstens die Meinungsäußerung der Universität auf ihrer Webseite zur Diskussion, ob solche Organisationen ein erwähnenswertes Angebot „von Studierenden für Studierende“ sind oder nicht.
Wir beantragen daher,
dass der Oberbürgermeister die Leitung der Universität in Namen des Erlanger Stadtrates bittet, diese Verlinkung aufzuheben.
Dieser Antrag stand erst jetzt auf der Tagesordnung der nächsten Sitzung des Stadtrates am 29.9.2011.
Die Verwaltung gibt dazu folgende Stellungnahme ab:
„Wie im Fraktionsantrag dargestellt, sind auf der Internetseite der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen – Nürnberg verschiedene Links gesetzt. Dabei ist auch ein Link zu einer Burschenschaft, der Kontakte zur Neonazi-Szene nachgesagt werden. Die Universitätsleitung ist von der Grünen Liste und anderen Organisationen auf die Verbindung hingewiesen worden.
Auch Oberbürgermeister Dr. Balleis hat über dieses Thema mit Herrn Prof. Dr. Grüske, Präsident der Friedrich-Alexander-Universität, gesprochen.
Eine weitergehende Einflussnahme von Seiten der Stadt ist nicht möglich“ (siehe auch die Sitzungsvorlage im ratsinfo).
Damit wollte sich die Grüne Liste und auch viele StadträtInnen aus anderen Fraktionen nicht zufrieden geben. Sie stuften die Verwaltungsvorlage als „zu dürftig“ ein, um den GL-Antrag als erledigt zu betrachten. Die Behandlung dieses Themas wurde vertagt und wird den Stadtrat noch einmal beschäftigen. Bis dahin sollte eine akzeptable Verwaltungsvorlage vorliegen – tut es aber nicht, die Verwaltung bringt in den Stadtrat am 27.10. wieder die Vorlage mit demselben Wortlaut ein. Deshalb wurde zusammen mit SPD und Erlanger Linke noch ein Antrag nachgeschoben:
Antrag zum Stadtrat am 27.10.2011
TOP 12.: Weblinks auf der FAU-Internetseite
Die  Stadt Erlangen engagiert sich in verschiedenen Netzwerken gegen  Rechtsextremismus in der Region. U. a. Ist die Stadt „der Europäischen  Städte-Koalition gegen Rassismus“und der 2Allianz gegen  Rechtsextremismus in der Metropolregion“ beigetreten. 
„Dabei spielt  die Präventionsarbeit eine besonders wichtige Rolle, um dem Einfluss des  menschenverachtenden Gedankenguts der Rechtsextremisten in jeder  einzelnen Gemeinde der Metropolregion als auch durch gemeinsame  Aktivitäten des Netzwerkes erfolgversprechend entgegenzuwirken“. (Auszug  aus Handlungsprogramm der „Allianz gegen Rechtsextremisums in der  Metropolregion“).
Wie in der letzten Stadtratssitzung ausgeführt,  sind auf der offiziellen Internetseite der Universität  (uni-erlangen.de) unter der Rubrik „Von Studierenden für  Studierende“ verschiedene Erlanger Verbindungen / Korporationen  verlinkt, so auch die Erlanger Burschenschaft Frankonia. Bekanntermaßen  pflegt diese Burschenschaft enge Kontakte zur Neonazi-?Szene.  Personelle Überschneidungen zwischen Frankonia und der rechtsextremen  Szene – z. B. dem „Freien Netz Süd“ – sind belegt und auch der  Universitätsleitung bekannt. Auf diesen Sachverhalt wird im Zusammenhang  mit der Verlinkung auf der Webseite aber nicht hingewiesen. Außerdem  werden solche Links, besonders wenn sie in einer Service-Rubrik wie „Von  Studierenden für Studierende“ eingestellt sind, immer auch als  Empfehlung verstanden.
Nachdem auch von anderen Fraktionen in der  letzten Stadtratssitzung die bisherigen Aktivitäten der Stadt bzw. des  Oberbürgermeisters dazu als unzureichend empfunden wurden, beantragen  wir folgenden Wortlaut als offenen Brief des Erlanger Stadtrates zu  beschließen:
Die Stadt Erlangen engagiert sich in Netzwerken  gegen Rassismus und Rechtsextremismus. Der Stadtrat hat sich bei  verschiedenen Anlässen eindeutig gegen rechtsextreme Denkmuster  ausgesprochen.
Einen Verweis auf der offiziellen Internetseite der  Universität auf eine Organisation mit rechtsextremen Hintergrund  empfindet der Stadtrat als unvereinbar mit den Grundsätzen der Stadt  Erlangen und fordert die Leitung der Universität auf, diesen Weblink zu  entfernen.
Dr. Florian Janik (Vorsitzender der SPD-Stadtratsfraktion Stadtrat)
Wolfgang Winkler (Stadtrat Grüne Liste)
Frank Heinze (Stadtrat Erlanger Linke)
