Uni-Fachtagung Rechtsextremismus

In einem Offenen Brief an die Universität wenden sich verschiedene Organisationen gegen die Teilnahme von Eckhard Jesse an der Fachtagung „Rechtsextremismus – Gefahr für den demokratischen Verfassungsstaat?“. Jesse wird Nähe zur ‚Neuen Rechten‘ vorgeworfen.

Offener Brief

Wir begrüßen es, dass die Philosophische Fakultät und der Fachbereich Theologie sich mit dem Thema Rechtsextremismus auseinandersetzen möchten. Dazu findet am 02.12.2011 die Fachtagung „Rechtsextremismus – Gefahr für den demokratischen Verfassungsstaat?“ statt.
Wir müssen Sie jedoch darauf aufmerksam machen, dass der geladene Redner Eckhardt Jesse aufgrund seiner eigenen Nähe zur „neuen Rechten“ als Redner für eine solche Veranstaltung untragbar ist. Wir fordern Sie daher dringend dazu auf, Eckhard Jesses Vortrag aus dem Programm der Fachtagung zu streichen.

Zur Person Eckhard Jesse:
– Jesse unterhält Kontakte zu zentralen Figuren der „Neuen Rechten“ und bekennenden Neo-Nazis, wie z. B. Joseph Kneifel, einer der führenden Protagonisten der inzwischen verbotenen Rechtshilfegruppe „Hilfsgemeinschaft für nationale Gefangene“.
-Jesse selbst hat auch keine Berührungsängste zu Rechtsextremisten wie Knütter. Gemeinsam haben sie mit dem rechten Vordenker Rainer Zittelmann 1990 den Sammelband „Die Schatten der Vergangenheit – Impulse zur Historisierung des Nationalsozialismus“ herausgegeben, laut Süddeutscher Zeitung das Standardwerk des gemäßigten Geschichtsrevisionismus. Jesse fordert darin das Ende der „selbstquälerischen Form der Vergangenheitsbewältigung“. Darin wird gefordert, dass sich die Deutschen endlich vom Joch des Nationalsozialismus befreien und einen Schlussstrich in Sachen Geschichte ziehen sollen. Zudem lamentiert Jesse darin gegen die Juden in Deutschland und deren „privilegierte jüdische Position in der Bundesrepublik“, die selbst für ansonsten unbedeutenden Antisemitismus und Rechtsextremismus, welcher mehr „Phantom als Realität ist“, verantwortlich seien. So äußerte er auch gegenüber dem ehemaligen Vorsitzenden des Zentralrates der Juden, Heinz Galinski: „Auf Dauer dürfte Judenfeindlichkeit nicht zuletzt gerade wegen mancher Verhaltensweise von Repräsentanten des Judentums an Bedeutung gewinnen“.
– Jesse wies die Kritik an dem Bürgermeister Graf Speer Mirbach, welcher aufgrund seiner Äußerung man müsse zum Ausgleich des Gemeindehaushalts „schon einige reiche Juden erschlagen“, als „Hysterie“ entschieden zurück.
-Zentraler Punkt bei Jesse ist die sogenannte „Extremismustheorie“, die davon ausgeht, dass es eine „normale“ demokratische Mitte gibt, die durch extreme Ränder bedroht ist. Diese klare Aufteilung verharmlost Rassismus, Antisemitismus und andere Ungleichwertigkeitsideologien, die sich durch alle gesellschaftlichen Bereiche ziehen, oder blendet sie gänzlich aus. Die Studie „Vom Rand zur Mitte“ ergab, dass 27% der Deutschen ausländerfeindlichen Aussagen zustimmen und fast jeder fünfte Deutsche glaubt, dass Juden in Deutschland zuviel Einfluss hätten. Zudem brachte die Studie zu Tage, dass es sich dabei keinesfalls um ein Jugend- oder ein ostdeutsches Problem handelt, sondern die gesamte Gesellschaft durchsetzt. Rechte Ideologie ist also auch und gerade in der „Mitte“ zu finden. Viele Experten auf dem Gebiet des Neofaschismus halten die Extremismusdoktrin für eher hinderlich als hilfreich.

AAB (Antifaschistisches Aktionsbündnis Nürnberg)
Arbeitskreis OHM gegen Rechts der GSO Hochschule Nürnberg
Bürgerforum Gräfenberg
Grüne Hochschulgruppe Erlangen Nürnberg
Grüne Liste Erlangen
Juso-Hochschulgruppe Erlangen-Nürnberg
Luks (Linke und kritische StudentInnen)
SDS Erlangen-Nürnberg

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