Gedenkort ehemalige Hupfla: Abbruchkante erhalten

Grüner Kompromissvorschlag zum Abriss der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt
Das bevorstehende Abriss auch des zweiten Gebäudeflügels der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt (Hupfla) polarisiert. Im Rahmen der NS-“Euthanasie“-Aktion T 4 wurden über 900 Menschen von dort in Tötungslager deportiert. Im Anschluss an diese Aktion wurde vor Ort mittels Hungerkost gemordet – Schätzungen gehen hier von mindestens 1000 weiteren Toten aus. Die Tatorte befanden sich hauptsächlich im Souterrain der Gebäudeteile, die abgerissen werden sollen. Der weitere Abriss sei ein „irreparabler Schaden für die Erinnerungskultur“, schreiben die Nachkommen NS-Verfolgter in einem Brief an den Landtag. Seit langem setzt sich das Erlanger Aktionsbündnis „Gedenken gestalten – Heil-und Pflegeanstalt erhalten“ für den Erhalt des gesamten Gebäudes ein.
„Leider sind die Planungen des Universitätsklinikums inzwischen so weit fortgeschritten und beschlossen, dass ein Erhalt des gesamten Ostflügels unrealistisch ist“, bedauert Dr. Birgit Marenbach, eine der beiden grünen Fraktionsvorsitzenden. Für die Grüne Stadtratsfraktion bringt sie einen Kompromissvorschlag ein: wenigstens ein kleines Stück der Fassade als Abbruchkante muss stehen bleiben. Dies würde genau zu einer „Irritation“ führen, die auch im Rahmenkonzept von Professor Skriebeleit gefordert wird. Außerdem sollten die Abbruchsteine des Ostflügels gelagert werden für spätere Verwendungen im Umfeld der Gedenkstätte.
„Eine grobe Abbruchkante zeigt, dass es hier Brüche gab. Es wurde gebrochen mit der Würde des Menschen, mit dem Eid des Hippokrates, mit der Fürsorgepflicht von Schutzbefohlenen. Es bleiben die Trümmer der Verletzungen, des Unrechtes, der offenen Fragen von Angehörigen und uns allen“, so Marenbach weiter.

„Der Erhalt einiger Meter der Fassade des Ostflügels wäre auch ein kleines Zugehen auf alle, die sich sehr engagiert zu diesem Thema eingebracht haben“, sagt Dominik Sauerer, Grüner Sprecher für Strategien gegen rechte Aktivitäten und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit.
Christian Zwanziger, Grüner Landtagsabgeordneter aus Erlangen, ergänzt: „Ich verstehe den Frust und den Schmerz, dass der Erinnerung an barbarischste Zeiten in unserer Geschichte bei den Planungen für das Hupfla-Areal für zukünftige Nutzung zu wenig Bedeutung beigemessen wurde. Alles, was in den letzten Jahren trotzdem durch viele engagierte Menschen erreicht wurde, ist deren großer Erfolg. Durch deren Engagement wurde überhaupt erst möglich, dass der Mittelrisalit erhalten wurde. Für mich ist klar: nur ein Einlenken des Freistaats als Bauherrn kann den Erhalt von mehr historischer Bausubstanz noch ermöglichen.“

Dringlichkeitsantrag zum Stadtrat am 30.03.23 dazu

Foto: So könnte die Abbruchkante aussehen

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