Gert Schramm ist gestorben

Als Zeitzeuge des Dritten Reichs war Erlangen durch mehrere Besuche verbunden

Während der „Internationalen Wochen gegen Rassismus“ besuchte Schramm 2012 das Erlanger Ohm-Gymnasium und las aus seiner Autobiographie „Wer hat Angst vorm schwarzen Mann“. 2015 nahm er neben zwei anderen Zeitzeugen, Marie Nejar und Theodor Michael, im Rahmen der „Black History Weeks“ an der Veranstaltung „Die Vergessenen der Geschichte – afrodeutsche Zeitzeugen des Dritten Reiches“ teil: Es war das erste und letzte Mal, dass drei überlebende Afro-Deutsche aus der Zeit des Nationalsozialismus gemeinsam in der Öffentlichkeit auftraten.

Gert Schramm (* 28. November 1928 in Erfurt; † 18. April 2016 in Eberswalde) war ein Zeitzeuge des Nationalsozialismus; er war der jüngste schwarze Häftling im KZ Buchenwald.

Gert Schramm wurde als Sohn von Marianne Schramm und Jack Bransken, einem amerikanischen Ingenieur einer US-Stahlbaufirma, geboren. Nach Abschluss der Volksschule arbeitete er als Hilfsarbeiter in einer Autowerkstatt; eine Lehrausbildung wurde ihm als „Mischling ersten Grades“ aufgrund der Nürnberger Rassengesetze verweigert. Als Vierzehnjähriger wurde er im Mai 1943 von der Gestapo nach dem Blutschutzgesetz in „Schutzhaft“ genommen und in verschiedenen Gestapogefängnissen inhaftiert. Am 20. Juli wurde er in das Konzentrationslager Buchenwald überstellt. Sein Vater wurde 1941 in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert und kam dort ums Leben.

Nach der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald und dem Ende des Zweiten Weltkriegs im Mai 1945 kehrte er nach Bad Langensalza zurück. Als Vizepräsident des Buchenwald-Komitees engagierte er sich bis zuletzt aktiv für Aufklärung und gegen Rechtsextremismus. Er leistete über 20 Jahre Aufklärungsarbeit in zahlreichen Schulen in ganz Deutschland.

Am 25. April 2014 wurde Schramm für seine Initiative gegen Rechtsextremismus im Rathaus von Eberswalde mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt. Der Landrat Bodo Ihrke überreichte ihm im Namen des Brandenburger Ministerpräsidenten die Ehrung mit den Worten: „Menschen wie Sie sind es, die uns davor bewahren, zu vergessen. Sie erinnern und mahnen uns. Sie machen uns deutlich, dass ein friedliches und demokratisches Miteinander durchaus keine Selbstverständlichkeit ist.“

In seinen Dankesworten erinnerte Gert Schramm an den Schwur, den er als Überlebender des KZ Buchenwald am 19.April 1945 geleistet hatte , sich für Frieden, Freiheit und Toleranz einzusetzen; und dafür, dass die Schuldigen für nationalsozialistisches Unrecht einer gerechten Strafe zugeführt werden. Er fügte hinzu

„Ich widme meine Aufklärungsarbeit der Jugend unseres Landes. Denn sie ist der Garant der Zukunft.“

In tiefer Trauer um Gert Schramm bekunden wir seiner Familie unser herzlichstes Beileid.

Für die Stadt Erlangen

Dr. Pierrette Herzberger-Fofana / Stadträtin Grüne Liste

Bürgermeister- und Presseamt / Büro für Chancengleichheit und Vielfalt

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Black History Weeks in Erlangen 2015

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